Handwerkliche Berufsausbildungen tragen zur Verbesserung der Situation in den Flüchtlingslagern im Libanon bei und legen den Grundstein für den späteren Wiederaufbau in Syrien.
Gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation Lebanese Organisation for Studies and Training (LOST) bieten die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) Berufsausbildungen in fünf Fachrichtungen in Baalbeck-Hermel in der Bekaa-Ebene des Libanons an. Von dieser praxisorientierten Ausbildung profitieren syrische Flüchtlinge und libanesische Jugendliche gleichermaßen. Die Angebote beinhalten die berufliche Orientierung und Ausbildung ebenso wie die Vermittlung in Arbeit. Durch das Programm BINA (Arabisch für „Aufbau“) sollen möglichst viele Jugendliche schnell ausgebildet und in Arbeit gebracht werden, um die Situation in den Flüchtlingslagern und damit in den Gastländern zu entspannen.
Mangel an Zukunftsperspektiven
Vielen jungen Menschen im Libanon, vor allem Flüchtlingen aus Syrien, fehlt es an Zukunftsperspektiven. Sie haben keine Arbeit, haben ihre Ausbildung abbrechen müssen oder konnten häufig gar keine beginnen. Viele von ihnen leben schon seit Jahren, sozial entwurzelt, in provisorischen Flüchtlingslagern oder unter schwierigen Wohnverhältnissen. Die im Gastland Libanon zu verbringende Zeit mit beruflicher Bildung zu füllen, um später zum Wiederaufbau Syriens beizutragen, ist der Grundgedanke des Projekts BINA.
Theorie und Praxis für Gegenwart und Zukunft
Die Ausbildungsfachrichtungen Wasserversorgung, Elektrik, Logistik, Gastronomie und Altenpflege wurden entsprechend des aktuellen Bedarfs vor Ort ausgewählt. Die rund 500 Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren absolvieren handwerkliche Praxistage, während derer die Situation der Lagerstruktur in der jeweiligen Fachrichtung an Modell- und Schulungsprojekten beispielhaft verbessert wird. Dadurch sollen auch mögliche Unfälle durch fehlerhafte Installationen bei technischen Anlagen vermieden werden. Die erworbenen Fähigkeiten können sofort die Lagersituation verbessern und später dann auch beim Wiederaufbau in Syrien eingesetzt werden.
Trainer des bfz bilden die etwa 100 Lehrer des Schulzentrums als Multiplikatoren in den Bereichen Kompetenzanalyse (Profiling), Ausbildung und Arbeitsvermittlung (Job Placement) aus. Dabei kommen in Bayern bewährte Maßnahmen zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt zur Anwendung, die bfz-Experten an die Bedingungen vor Ort anpassen. Die technischen Ausbilder werden unter Handwerkern in den Flüchtlingslagern angeworben und von Handwerksmeistern des bfz durch Zusatzausbildungen dafür geschult, überwiegend praktischen Unterricht für Schüler durchzuführen. Mehr als 20 Prozent der Schüler finden direkt im Anschluss an das Training in der BINA Schule eine Anstellung.
Die Bayerische Staatskanzlei fördert das Projekt. Die erste Runde nach einer Laufzeit von eineinhalb Jahren im Dezember 2018. Das bfz überträgt dann die im Projekt BINA gemachten Erfahrungen auf Baalbeck sowie eine weitere Region im Libanon, um mehr Jugendliche in Ausbildung und Arbeit zu integrieren. Das Konzept kann in andere bestehende Schulen integriert werden und im Rahmen des normalen Schulunterrichts unterrichtet werden. Der Projektpartner LOST ist der größte Bildungsträger in der Region Baalbeck-Hermel mit über 300 Mitarbeitern und guten Verbindungen zu den Gemeinden im Umland.
Förderung: